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Regenbogenfarben

Zuerst die Kapitänsbinde der deutschen Fußballnationalmannschaft, nun die Fassade der Allianz Arena in München. Beides förderte Debatten zutage, die weit über die Sportwelt hinausreichen. Es geht um Werte sowie das Verhältnis von Sport und Politik.

Fahnen sind aus Fußballstadien kaum wegzudenken. In Zeiten einer Europameisterschaft handelt es sich vorwiegend um Nationalflaggen. Für hitzige Diskussionen, Empörung und Unverständnis sorgt derzeit allerdings eine andere Fahne: die Regenbogenfahne. Sie gilt als Zeichen der Toleranz und Akzeptanz, der Vielfalt von Lebensformen, der Hoffnung und der Sehnsucht.

Kapitänsbinde

Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass die UEFA Disziplinarermittlungen wegen der Kapitänsbinde der deutschen Nationalmannschaft aufgenommen hat. Anstatt der gelb leuchtenden Schleife mit dem UEFA-Logo und der Aufschrift „Respect“ trug der DFB-Kapitän Manuel Neuer in den Spielen gegen Frankreich und Portugal eine Schleife in Regenbogenfarben. Das verstoße laut UEFA gegen Art 58.01 UEFA-EM-Regulativ („UEFA will provide the associations with captain’s armbands and issue relevant guidelines for their use at matches”). Eine kurze Randnotiz dazu: Mit der „Respect-Kampagne” (#EqualGame) fördert die UEFA seit 2017 Inklusion, Vielfalt und Barrierefreiheit im europäischen Fußball. Es sind nahezu die gleichen Werte, für die auch die Regenbogenfahne steht.

Die Ermittlungen wurden inzwischen eingestellt. Die UEFA befand die Regenbogenschleife als Zeichen der Mannschaft für Vielfalt und damit für einen „good cause“.

Allianz Arena

Anders sieht die UEFA den Plan des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter, die Allianz Arena beim letzten Gruppenspiel der Europameisterschaft zwischen Deutschland und Ungarn in Regenbogenfarben zu beleuchten. Grund des Antrags sei eine politische Entscheidung, die vom ungarischen Parlament getroffen wurde (umstrittenes LGBTQ-Gesetz).

Wiewohl die UEFA davon ausgeht, dass mit der Beleuchtung auch ein Zeichen für Vielfalt und Inklusion gesetzt werden soll, betont der Kontinentalverband zugleich seine „politisch und religiös neutrale“ Stellung. Angesichts des politischen Kontextes der speziellen Anfrage sei diese seitens des Kontinentalverbandes abzulehnen gewesen. Als Alternative wurde der Stadt München vorgeschlagen, die Allianz Arena entweder am 28. Juni (Christopher Street Liberation Day) oder – wie auch bereits in den Jahren zuvor – zwischen dem 3. und 9. Juli (Christopher Street Day Woche) mit Regenbogenfarben zu beleuchten (hier das Statement der UEFA).

Der Unterschied zwischen der Kapitänsbinde und der Beleuchtung der Allianz Arena liegt offenbar in der Begründung: Während die Kapitänsbinde als Zeichen der Mannschaft für Vielfalt gesehen wurde, begründete die Stadt München ihren Antrag als „politisches Statement“.

Die Absage der UEFA zog heftige Kritik nach sich und löste zugleich eine Welle der Solidaritätsbekundungen mit den Münchner Plänen aus. So sollen etwa die Stadien in Frankfurt, Köln und Wolfsburg während des Spiels in Regenbogenfarben leuchten. Auch Sportler meldeten sich zu Wort: Der französische Nationalspieler Antoine Griezmann postete auf Twitter ein Bild, auf dem die Allianz Arena in Regenbogenfarben zu sehen ist. Die englische Fußballlegende Gary Lineker hatte auf Twitter folgenden Vorschlag parat: „Ah, just do it anyway“.

Vor diesem Hintergrund warfen zahlreiche Beobachter die Frage auf, wieso die UEFA der Stadt München die Beleuchtung überhaupt verbieten darf. Als offizieller Austragungsort der Europameisterschaft ist die Stadt Vertragspartner der UEFA. Nach Information von Martin Nolte (Leiter des Instituts für Sportrecht an der Deutschen Sporthochschule Köln) enthalten die Ausrichterverträge in der Regel „Genehmigungsvorbehalte für den Fall politischer Meinungskundgaben jedweder Art“. Und was ist mit Linekers Vorschlag? Sollte sich die Stadt München der Absage widersetzen, drohen Sanktionen aufgrund des vertragswidrigen Verhaltens. Darunter etwa auch der Entzug der Ausrichtung weiterer Spiele.

Über Werte und politische Statements im Sport

Die UEFA berief sich in ihrer Absage vor allem auf ihre politisch und religiös neutrale Stellung. Nach Art 1 Abs 1 UEFA-Statuten ist die UEFA „parteipolitisch und konfessionell neutral“. Zu ihren Zielsetzungen nach Art 2 UEFA-Statuten gehört unter anderem die „Förderung des Fußballs in Europa im Geiste des Friedens, der Verständigung und des Fairplay, ohne Diskriminierung aufgrund der politischen Haltung, des Geschlechts, der Religion, der Rasse oder aus anderen Gründen“. Insbesondere diese Zielsetzung sorgte für viel Unverständnis: Müsste die Causa „Allianz Arena“ nicht gerade deswegen schon diametral entschieden werden? Kann man sich gegenüber solchen Diskriminierungen überhaupt „neutral“ verhalten? Ist nicht gerade das Verbot der Beleuchtung eine politische Botschaft?

Es geht um Werte sowie das Verhältnis von Sport und Politik …

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